Im Kampf um den Titel ist noch alles offen

Iserlohns Fabian Bleck (li.) und Ruben Dahmen machten Hagens Sören Fritze das Leben schwer

Das Basketballfeld in der Eilper Otto-Densch-Halle hatte am Freitagabend gegen 20 Uhr noch einen einwandfreien Zustand. Sauber war es, fast glänzend sogar. Vielleicht hätte man davon Abend essen können. Für das Derby zwischen der BG Hagen und Noma Iserlohn war schließlich alles perfekt vorbereitet. Knapp zwei Stunden später aber waren darauf aller Art Flüssigkeiten verteilt. Schweiß, Blut, Wasser, Bier, Sekt und in kleinen Mengen auch: Tränen der Freude. Und Tränen der Enttäuschung. All das dokumentierte nach Spielschluss die emotionale 58:88 (31:40)-Niederlage der BG im Kampf um die Regionalliga-Meisterschaft gegen den direkten Konkurrenten aus Iserlohn.

„Unfassbar, einfach unfassbar. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ Iserlohns Trainer Matthias Grothe suchte nach Worten, die diesen Kraftakt seiner Kangaroos in Eilpe beschreiben konnten. Schließlich wurde er fündig: „Wir haben uns am Ende in einen Rausch gespielt. Die Meisterschaft haben wir zwar noch nicht, aber einen großen Schritt gemacht. Das freut mich tierisch.“ Auf der anderen Seite fand man es ebenso schwer, das Spiel in Worte zu fassen. „Wir haben sehr schlecht getroffen und am Ende gar keinen Zug zum Korb mehr gehabt. Iserlohn hat verdient gewonnen. Im Kampf um den Titel ist noch alles offen“, konstatierte BG-Co-Trainer Emir Ribic.

Alles offen war auch im Lokalderby in Eilpe lange Zeit. Nach einem Korbleger von BG-Topscorer Marcus Ligons stand es 41:44 (25.). Die brechend volle Eilper Halle, die mit ihren 800 Zuschauern genug Energie hatte, um die ganze Stadt zu versorgen, stand Kopf. Und nachdem wenig später Iserlohns Chris Ellis, der an diesem Abend besser im Boxring aufgehoben wäre, sein zweites Unsportliches Foul bekam (29.), schien die BG ein Momentum zu haben. Die Gäste waren durch die Knieverletzung von Kapitän Kristof Schwarz in der ersten Halbzeit ohnehin schon geschwächt. Doch die letzten elf Minuten, diese schier endlosen elf Minuten, sie wurden zu einer Schmach für die Gastgeber. Iserlohn spielte nun fantastischen Basketball und ließ der BG, die sich von zwei jungen und sichtlich überforderten Schiedsrichtern benachteiligt sah, keine Luft mehr zum Atmen. Nach einem Dreier von Orlan Jackman war die magische 16-Punkte-Marke erreicht (49:65). Mit einem Zähler mehr mussten die Kangaroos gewinnen, um im direkten Vergleich um Platz eins zu siegen. Jackman legte einen Distanzwurf hinterher, auch Fabian Bleck streute von draußen ein. Es ging nun Schlag auf Schlag. Spätestens nach Blecks Korb mit Foul zum 55:82 (39.) war alles vorbei. Routinier Olaf Rostek setzte mit einem Dunking zum 58:85 (40.) noch mal ein Ausrufezeichen für die Iserlohner, die jubelten, tanzten und feierten. Eine Geste dürfte aber auch ihnen missfallen sein: Joshua Dahmen streckte den Mittelfinger zum BG-Publikum und brüllte lautstark. „Das ist die unverschämteste Geste, die ich jemals in der Regionalliga gesehen habe“, empörte sich BG-Klubvize Niklas Wetzel. Es war das negative i-Tüpfelchen auf einem elfminütigen Albtraum für die BG, der mit Tränen der Enttäuschung endete.

Dominik Brendel