Basketball-Bundesliga ist bei den Zdravevskis Familien-Ziel

Vor der Basketball-Tapete im Kinderzimmer: Die Hagener Jugend-Nationalspieler Daniel Zdravevski und Laura Zdravevska mit Vater Tome. Foto: Axel Gaiser

Im Sommer sehen sie sich in der Familie nur selten: Beide Kinder von Ex-Phoenix-Trainer Tome Zdravevski haben es in die Jugend-Nationalteams geschafft. Laura Zdravevska startet heute mit der deutschen U20 in Portugal in die Europameisterschaft, Bruder Daniel spielt für die U15 beim Nordseecup. Für das WP-Gespräch waren ausnahmsweise alle daheim.

Zwei gemeinsame Tage hatten sie jetzt, Ende Juli folgen sogar eineinhalb Wochen Familien-Urlaub in der alten Heimat. Das war’s in diesem Sommer aber auch, mehr Zeit verbringt die Familie von Tome Zdravevski nicht zusammen. Der Nachwuchs des ehemaligen Phoenix-Trainers und seiner Frau Liljana ist in Sachen Basketball international unterwegs. Sohn Daniel erstmals, der 15-Jährige hat den Sprung ins U15-Nationalteam geschafft, spielt beim Nordseecup in Dänemark. Und Tochter Laura Zdravevska, vor vier Jahren ins Internat nach Grünberg gezogen, gibt in Hagen ohnehin nur noch Stippvisiten. Sie startet heute mit den deutschen U20-Damen im portugiesischen Matosinhos in die Europameisterschaft, Anfang August folgt der Trip nach Brasilien: Die 18-jährige Hagenerin gehört zu den 50 Jugendlichen beim Deutschen Olympischen Jugendlager in Rio de Janeiro. „Das wird kein langweiliger Sommer“, ist sie überzeugt.

„Es ist ganz selten, dass alle hier sind.“ Tome Zdravevski weiß, dass er seine Kinder nicht häufig so wie jetzt am Wohnzimmertisch in Eppenhausen versammelt hat. Den Wechselwunsch von Tochter Laura vor vier Jahren ans Basketball-Internat in Hessen hat der seit 23 Jahren in Hagen lebende Trainer dennoch befürwortet. Jetzt sind sich beide einig, dass es der richtige Schritt war. „Basketballerisch und menschlich“, betont die 18-Jährige, „vielleicht war es mit 14 ein bisschen früh, aber in der Wohngemeinschaft habe ich viel fürs Leben dazugelernt.“ Auch wenn ihr Stammklub TSV Hagen 1860 ausgerechnet im Jahr nach ihrem Ausscheiden deutscher Meister in der Weiblichen Nachwuchs-Bundesliga wurde. Eine Saison später schaffte sie mit ihrem neuen Team den Vizetitel, vor Jahresfrist wurde sie deutscher U19-Meister. Und etablierte sich bei den Bender Baskets Grünberg in der 2. Bundesliga, die es in ihrer Heimatstadt jetzt nicht mehr gibt. Nach dem Abitur in Grünberg wechselt sie nun im Sommer zur TG Würzburg, absolviert dort ein Freiwilliges Soziales Jahr. Und konzentriert sich noch mehr auf Basketball. „Mein Ziel ist es schon, mal in der 1. Bundesliga zu spielen“, sagt Laura Zdravevska.

Zuvor ist sie gleich doppelt im internationalen Einsatz. Mit dem Vorrundenspiel gegen Italien beginnt für das U20-Nationalteam von Bundestrainer Patrick Unger heute die EM in Portugal, Schweden (Sonntag) und Serbien (Dienstag) sind die anderen Vorrundengegner. „Wir wollen nicht absteigen, vielleicht schaffen wir es unter die besten Acht“, sagt Laura Zdravevska, die in der deutschen Stammfünf ihren Platz auf der Position vier hat. „In der Liga bin ich mit 1,84 m meist eine der Größten“, weiß sie, „international ist das schwieriger unter dem Korb. Im Nationalteam habe ich mehr die Option, von außen zu werfen oder zu ziehen.“

EM in Portugal, dann bei Olympia

Bis zum 17. Juli dauert die Europameisterschaft, dann folgt der kurze Familienurlaub in Mazedonien und Serbien, den Heimatländern ihrer Eltern. Und Anfang August dann Rio, vom 4. bis 20. August olympische Atmosphäre schnuppern. Sportliche Leistungen und ehrenamtliches Engagement waren die Kriterien, die bei ihrer Bewerbung für das Olympische Jugendlager entschieden. Mit 49 weiteren Talenten aus 14 Bundesländern wurde sie unter 150 Bewerbern ausgewählt, als einzige Basketballerin. „Wir sind alle sehr aufgeregt“, weiß sie seit dem Treffen der Nachwuchs-Olympioniken, die in der Deutschen Schule Corcovado in Rio wohnen werden. Sie selbst hat sich der Gruppe „Kultur und Sprache“ angeschlossen, im vollem Programm sind aber auch mindestens sechs Wettkampf-Besuche vorgesehen. Das soll Appetit machen für die eigene Teilnahme, dann aber eher in der Disziplin 3×3, in der Laura Zdravevska schon an einer Europameisterschaft teilgenommen hat. „Das etabliert sich langsam“, sagt sie, „ich hoffe, es wird irgendwann olympisch und ich kann vielleicht irgendwann mitspielen.“

In der Streetball-Variante ist Vielseitigkeit gefragt, man muss schnell und unter dem Korb stark sein, gleichzeitig von außen werfen können. Das trifft auch auf Daniel Zdravevski zu, der mit 15 schon 2,03 m groß ist und wohl noch einige Zentimeter wachsen wird, seine Zukunft aber im Spielaufbau sieht. „Da hat er wirklich Perspektiven“, glaubt Vater Tome, „aber er wird immer wieder unter den Korb geschickt, weil er der körperlich Größte ist.“ Auch im U15-Nationalteam, für das der für Phoenix Youngsters in der Jugend-Bundesliga sowie die BG Hagen spielende Akteur im Juni seine ersten drei Länderspiele beim Turnier in Litauen bestritt, war das zunächst so. Beim Nordsee-Cup Anfang August im dänischen Aalborg, wenn es gegen Schweden, Dänemark und die Niederlande geht, soll er immerhin auf die Flügelposition drei rücken.

Perspektive auf Guard-Position

Bei der BG, wo Tome Zdravevski das Zweitregionalliga-Team trainiert und Vid Zarkovic die U16, plant man Daniel Zdravevski vermehrt auf den Guard-Positionen ein, sieht dort großes Potenzial für den angehenden Zehntklässler. Zumal der lange Schlacks viel in sein Ziel Basketball-Profi investiert, zwei- bis dreimal am Tag trainiert. „Daniel kann man nicht ruhig kriegen“, bestätigt Schwester Laura, auch daheim hänge er häufig noch eine Liegestützen-Einheit dran. „Wir tun alles dafür, dass Daniel mal höherklassig spielen kann“, sagt Tome Zdravevski. Der Filius hätte schon für die mazedonische U16-Nationalmannschaft bei der B-Europameisterschaft auflaufen können, die Anfrage vom Ex-Trainer des Vaters lehnte man aber zugunsten der deutschen Auswahl ab.

Basketball steht für die Zdravevskis heute im Fokus, das war nicht immer uneingeschränkt so. Laura etwa spielte im Grundschulalter wie die früher für den damaligen Zweitligisten Hasper SV aktive Mutter Liljana zunächst Handball, Daniel – dessen Zimmer heute mit NBA-Motiven tapeziert ist – liebäugelte mit Fußball. Wovon ihn sanfter familiärer Druck abhielt. „Mein Vater hat gesagt: Du kannst Fußball spielen, aber ich werde dich nicht dahin fahren“, erzählt er. Was Tome Zdravevski bestätigt. „Helfen kann ich dir doch nur beim Basketball“, sagt der ehemalige Phoenix-Coach, die ersten fünf Jahre bei BB Boele-Kabel in U12 und U14 war er auch Daniels Trainer. Was mit dazu geführt hat, dass er seinen Sohn im Sommer heute immer seltener sieht.

Axel Gaiser