Hagen. Nach dem Rückzug des SV Haspe 70 aus der 1. Regionalliga ist die BG Hagen der Kronprinz hinter Bundesligist Phoenix im heimischen Basketball. Das Auftaktderby bei Titelkandidat Noma Iserlohn verlor der einzige Vertreter in der vierthöchsten Spielklasse mit 65:75, am morgigen Freitag geht man um 20.15 Uhr gegen ETB Essen II in Eilpe ins erste Heimspiel. Fredi Rissmann führt die BG seit 27 Jahren, sein Büro ist auch die Geschäftsstelle. Mit dem 57-jährigen Stahlhändler sprach unsere Zeitung über die neue Saison, mittelfristige Ambitionen und die Vereins-Entwicklung.
Der erste Spieltag ist vorbei. Läuft beim Basketball-Großverein BG alles nach Plan?
Fredi Rissmann: Kurz vor Saisonbeginn ist ja immer die Hölle los, alle wollen auf den letzten Drücker noch etwas – Spielerpässe hier, Trikots dort. Und bei sieben Herren-, zwei Damen und fünf Jugend-Teams, mit denen wir in die Spielzeit gestartet sind, gibt es eine Menge zu tun. Dazu gibt es noch ein paar Hobby-Teams, die mir aber keine Arbeit bereiten. Jetzt ist zum Glück etwas Ruhe eingekehrt – und in zwei Wochen ist ja schon wieder Herbstferien-Pause. Da ist Zeit für etwas Urlaub.
In der regionalen Basketball-Szene ist einige Bewegung, Teams ziehen eine Spielklasse oder ganz zurück. Wie zufrieden sind Sie mit dem Status der BG?
Mich ärgert etwas, dass uns von manchen die notwendige Ernsthaftigkeit abgesprochen wird. Es heißt oft, bei der BG werde nur gefeiert. Sicher wollen wir ein Verein sein, wo auch das eine Rolle spielt, aber auch im sportlichen Bereich tut sich doch viel. Seit 1975 haben wir immer in den höchsten Ligen gespielt, wer kann das sonst noch vorweisen. Dass es eine gute sportliche Förderung bei uns gibt, sicherlich in Kooperation mit Phoenix, zeigt sich doch am zu Bundesligist Gießen gewechselten Dominik Spohr, der seit seinem fünften Lebensjahr bei uns gespielt hat.
Nicht nur die erste Mannschaft ist letztes verbliebenes Hagener Team in der 1. Regionalliga, auch der Reserve von Trainer Tome Zdravevski traue ich eine Klasse tiefer zu, Haspe 70 und den TSV 1860 hinter sich zu lassen. Dort konnten wir uns vor Spieleranfragen kaum retten, einigen mussten wir absagen. Das zeigt, welch gute Arbeit dort geleistet wird. Die Jugend haben wir zuletzt vielleicht etwas vernachlässigt, aber auch da entwickelt sich mit guten Trainern jetzt etwas.
Inzwischen auf richtigem Weg
Wie beurteilen Sie denn die Entwicklung insgesamt im regionalen Basketball?
Im Seniorenbereich bröckelt es sicher etwas, die Mannschaften werden älter, da kam länger nicht genug aus der Jugend nach. Was sicher auch an der negativen Bevölkerungs-Entwicklung in Hagen liegt. Durch die Aktionen von Phoenix und anderen Vereinen vor allem mit Schul-AGs tut sich aber etwas. Wir sind inzwischen wieder auf dem richtigen Weg, allmählich füllen sich die Teams mit Nachwuchsspielern auf.
In die neue Regionalliga-Saison ist die BG nominell verstärkt gestartet. Wohin soll perspektivisch der Weg führen?
Da hat bei mir sicher ein Umdenken stattgefunden gegenüber der Zeit, als wir die Zweitligalizenz an Phoenix gegeben und dann von der 2. in die 1. Regionalliga zurückgekehrt sind. Jetzt bin ich der Ansicht, dass Hagen als Unterbau für die Bundesliga ein ProB-Team haben sollte. Und dafür sehe ich die BG am besten aufgestellt, in Kooperation mit Phoenix macht das Sinn. Wir werden sicher nicht in dieser Saison aufsteigen, aber innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre sollte das zu schaffen sein. Als Hagener habe ich es nicht so gern, wenn unsere Talente nach Wulfen, Schwelm oder Iserlohn gehen, die ich durchaus als Wettbewerber sehe. Vor Jahren habe ich die 1. Regionalliga angesichts der Derbys als genauso attraktiv angesehen wie die ProB, aber mittlerweile gibt es dort ja auch viele Westvereine aus der Nachbarschaft.
Bietet die BG denn die Voraussetzungen für Zweitliga-Basketball?
Personell sind wir mit Neuzugängen wie Kristofer Speier oder Edward Seward ja jetzt schon anders aufgestellt. Im letzten Jahr mussten wir noch einige Altschulden begleichen. Jetzt sind wir schuldenfrei und dabei, die Strukturen zu verbessern, Sponsoren und Mitarbeiter dazuzubekommen. Was in Hagen natürlich schwer ist, wenn man ein Zugpferd wie Phoenix hat. Aber Hagen hat schon zeitgleich drei Erst- und Zweitligisten verkraftet, da sollten ein Bundesligist und ein ProB-Team möglich sein.
Wie sieht die konkrete Zielsetzung in der Saison 2012/13 für das Team von Regionalliga-Trainer Kosta Filippou aus?
Ein Platz unter den ersten Fünf sollte schon das Ziel sein. Und ich bin zuversichtlich, dass wir sogar Rang drei erreichen können. Bochum und Iserlohn sind für mich die Favoriten, auch Sechtem kann vorne mitspielen.
Gegen Essen wird morgen erstmals in der Otto-Densch-Halle gespielt. Mit welcher Resonanz bei den Heimspielen rechnen Sie?Gegen Essen wird morgen erstmals in der Otto-Densch-Halle gespielt. Mit welcher Resonanz bei den Heimspielen rechnen Sie?
Wenn wir vorne mitmischen, erwarte ich schon etwa 300 Zuschauer zu unseren Heimspielen. Bei uns können sie viele Hagener Akteure sehen, auch Speier und Seward leben ja hier mit ihren Familien und sind gut integriert. Auch von den Phoenix-Fanclubs kommen Besucher, wenn wir attraktiv spielen. Was in Iserlohn aber leider noch nicht der Fall war.
Axel Gaiser