Vytautas Nedzinskas genießt den warmen Applaus, das Schulterklopfen und die vielen netten Worte von Fans und Mitspielern. Als der Litauer in der 37. Minute beim Stand von 97:63 für seine BG Hagen gegen ein dezimiertes Team der DT Ronsdorf ausgewechselt wird, wissen alle in der Otto-Densch-Halle, dass er der überragende Mann war. Mit 103:71 (46:38) geht die BG letztendlich als klarer Sieger vom Feld und hat ihren vierten Tabellenplatz in der 1. Basketball-Regionalliga damit gefestigt.
Manchmal sind es gerade die eher untalentiert wirkenden und dazu personell gebeutelten Teams, die einem Probleme bereiten. Das musste die BG Hagen gestern gegen DT Ronsdorf erfahren. Die unathletischen Gäste waren nur zu siebt angetreten, auch Spielertrainer Gordon Geib, die Führungsfigur im Team, musste verletzt passen. Die Gastgeber ließen wohl deswegen manchmal die Zügel schleifen, beim 55:46 (25.) hatte Ronsdorf den Anschluss gefunden. Die BG-Fans raunten leicht entnervt. Vytautas Nedzinskas, genannt „Vytzka“, gefiel das auch nicht, aus der Ruhe bringen ließ er sich aber nicht. Der Flügelcenter drehte nun furios auf, spielte sich regelrecht in einen Rausch. Ein Dreier zum 65:49 (29.) brachte die Halle wieder zum Leben, wenig später legte er einen Distanzwurf nach (68:49). Und zwei Angriffe später streute er wieder locker von außen zum 73:51 (30.) ein. „Heidevytzka“, mag sich der ein oder andere gedacht haben. Aus dem mulmigen Gefühl der BG-Fans wurde nun wohlige Sicherheit. Und dafür, dass Ronsdorf nicht mehr heran kam, sorgte „Vytzka“, der mit 25 Punkten in nur 20 Minuten Topscorer war, auch im letzten Viertel. Seinen Coach freute die Leistung besonders. „Es ist schön für Vytzka, dass offensiv der Knoten geplatzt ist“, lobte Kosta Filippou.
In der Tat hat Nedzinskas in den Spielen zuvor noch keinen Rhythmus gefunden. Oft haderte der temperamentvolle Litauer mit sich selbst – und den Schiedsrichtern. Manchmal nimmt sich der 27-Jährige damit selbst aus der Partie. So wie etwa beim Heimspiel gegen Euskirchen, als er nach hitziger Diskussion mit einem Offiziellen disqualifiziert wurde. Was der wurfstarke und technisch sehr versierte Nedzinkas indes zu leisten im Stande ist, wenn er sich im Griff hat, hat er gestern sehr eindrucksvoll bewiesen.
Die letzten Spielminuten in Eilpe verfolgte „Vytzka“ somit entspannt von der Bank. Und sah, wie seine Mitspieler um die „außerordentlich effizienten“ (Filippou) Thorben Paulsen und Marcus Ligons schönen Teambasketball spielten. Etwas schadenfreudig musste auch er lachen, als Guard Giannis Tsaros – nach knapp zehnwöchiger Verletzungspause Debütant im BG-Trikot – in letzter Sekunde einen Dunking auf den Ring setzte. „Ich hab’ ihm gesagt: Nach so einer langen Pause macht man erstmal einen Korbleger und keinen Dunking“, scherzte Filippou. Reichlich Schulterklopfen gab es dann auch für Tsaros. Aber nur fast so viel wie für „Vytzka“.
BG Hagen: Shirvan (8), Ioakeimidis (10), Karaiskakis, Ioannidis (4), Tolaj (4), Hujic, Nsiabandoki (2), Tsaros (9), Wiegard (4), Ligons (23), Paulsen (23).
Beste Scorer Ronsdorf: Jovanovic (17), Brückmann (14).
Dominik Brendel