Hagen. Die Nachwuchsförderung hatte man beim Deutschen Basketball-Bund mit den Ausländerregelungen für die Regionalligen im Blick. Doch diese verstießen gegen EU-Recht, Erstregionalliga-Aufsteiger TV Werne brachte sie mit einem Normenkontrollverfahren nun zu Fall. Eine komplette Freigabe, die etwa ein nur mit US-Profis besetztes Team möglich macht, lehnt ein Großteil der anderen Klubs indes ab. Beim Treffen in Hagen Ende nächster Woche wollen sie eine freiwillige Selbstverpflichtung erreichen.
Schon in den letzten beiden Spielzeiten war die Zahl der Ausländer in der 1. Regionalliga auf zwei begrenzt, beim DBB-Bundestag am 30. Mai 2010 wurde diese Regelung auf alle Regionalligen ausgeweitet. Dies verstößt aber gegen geltendes EU-Recht, wie der DBB-Rechtsausschuss urteilte, der die Ausländerregelungen am 20. Juli für nichtig erklärte. Der TV Werne, der auf dem Weg zum Titel in der 2. Regionalliga vor CB Recklinghausen und Haspe 70 in der letzten Saison insgesamt vier Nordamerikaner einsetzte, hatte ein Normenkontrollverfahren angestrebt – und Recht bekommen.
Was die anderen Klubs nicht wirklich verwunderte. „Beim DBB-Bundestag wurde etwas leichtfertig mit der Angelegenheit umgegangen“, kritisiert Fredi Rissmann, Klubchef der BG Hagen, Warnungen bezüglich des EU-Rechts habe es zuvor gegeben. Aber dass in der Konsequenz bei der am 17. September startenden Regionalliga-Saison nun gar keine Beschränkung mehr gilt, lehnt die Werner Konkurrenz fast durchweg ab. Und strebt einen „Solidarpakt“ an, wie es Trainer Götz Rohdewald vom UBC Münster formulierte, der sich in einem Interview gegen das „beliebige Ein- und Verkaufen von US-Spielern“ wendet.
„Wir wären bereit, uns einer freiwilligen Regelung zu unterwerfen“, sagt BG-Chef Rissmann. Etwa damit, dass – wie in der 2. Bundesliga Pro B – stets drei deutsche Spieler auf dem Feld stehen müssten, könnte er gut leben, auch Manager Michael Dahmen von Ligarivale NOMA Iserlohn stimmt dem zu. Wobei Rissmann betont, dass er bei den Ausländerregelungen des DBB stets bemängelt habe, dass jugendliche Ausländer keinen Sonderstatus hätten. So hätten in der Vergangenheit auch in der Region aufgewachsene Spieler ohne deutschen Pass wie der aktuelle BG-Trainer Kosta Filippou, Giovanni Palopoli oder Sebastian Mlynarski einen Ausländerplatz eingenommen.
Treffen in Hagen
Ende nächster Woche treffen sich auf Einladung von Lothar Drewniok, Sportwart des Westdeutschen Basketball-Verbands, nun die Erstregionalligisten in Hagen – wahrscheinlich im Rot-Weiß-Klubheim in der Bredelle. Um freiwillige Regelungen für die bevorstehende Saison – möglichst mit Werne – zu treffen. Der Aufsteiger hat sich mit seinem Vorgehen wenig Freunde gemacht, die Konkurrenten – Münsters Rohdewald voran – erwägen als letzte Konsequenz sogar, in der Saison geschlossen beim TVW nicht anzutreten. „Nur ein Verein stellt sich gegen alle anderen“, bedauert Rissmann, „die Gedanken gehen bis zum Boykott der Spiele in Werne.“
Wobei die heimischen Teams ohnehin nicht in Gefahr geraten, mit einer Ausländerregelung in Konflikt zu geraten. Die BG plant wie in den vergangenen Jahren nur mit einem Amerikaner im Erstregionalligateam, in der in die 2. Regionalliga aufgestiegenen Reserve haben nur Nachwuchsakteur Trimi Fetaj und Spielertrainer Tome Zdraveski keinen deutschen Pass.
Und deren Ligarivale SV Haspe 70 plant, wie Klubchef Karl Heinz Langer erklärte, auch nur die Verpflichtung eines Importspielers, zumal die eigenen Talente Tresor Nsiabandoki, aus Angola gebürtig, und Gökhan Kabacaoglu zum Kader zählen sollen. „Trainerin Marsha Owusu Gyamfi will ohnehin mehr mit eigenen Jugendlichen arbeiten“, sagt Langer und betont: „Wenn es eine Initiative zur Selbstverpflichtung gibt, kann ich mir vorstellen, dass wir uns anschließen.“