Hagen. Die Geste ist bei Fans der NBA, der besten Basketball-Liga der Welt, durchaus bekannt. Wenn Dirk Nowitzkis Teamkollege und Vince Carter mal wieder spektakulär abgeschlossen hat, ballt er die Fäuste und dreht die Handgelenke nach hinten als, würde er gerade auf einem Motorrad kräftig Gas geben. Bei Anhängern von Regionalligist BG Hagen ist dieses kleine Ritual mittlerweile ebenso angesagt. Denn wenn das 19-jährige BG-Centertalent Moritz Krume mal wieder ein sensationeller Dunking gelingt, mimt er den Vince Carter. Und verzückt damit regelmäßig die Otto-Densch-Halle.
Die Geste hat beim Sprungwunder aus Remscheid Symbolcharakter. Denn seit diesem Jahr gibt Moritz Krume so richtig Gas. Bei Erstligist Phoenix Hagen gehört er zum erweiterten Kader, mit Doppellizenz ausgestattet ist er bei der BG „längst eine feste Konstante“, lobt sein Trainer Kosta Filippou. Ohne Zweifel: „Mo“, wie er genannt wird, sorgt für die „Uhhs“ und „Ahhs“ beim noch ungeschlagenen Regionalliga-Spitzenreiter, der Freitag beim Verfolger Schalke 04 – Krumes Ex-Klub – gastiert. Aber der 2,03 Meter große Center kann viel mehr, als nur den Ball in den Korb stopfen. Mit 13,7 Punkten ist er viertbester Werfer des offensiv besten Teams der Liga, mit 6,9 Rebounds im Schnitt (zweitbester Wert) erledigt er die Arbeit am Brett sehr souverän. Und am Ende fast jeden Spiels lässt es Krume dann nach Alley-oop-Anspiel traditionell krachen. Wie etwa beim 102:86-Überraschungssieg in Iserlohn. „Es ist schön zu sehen, dass die Jungs Spaß zusammen auf dem Feld haben“, schmunzelt Filippou.
Beim BG-Team, das sich im Vergleich zum Vorjahr erheblich gesteigert hat, weist Krume in seinem zweiten Jahr von allen Akteuren den größten Leistungssprung auf. „Er hat unsere Erwartungen weit übertroffen. Mo hat extremes Potenzial, seine Mischung aus Ballgefühl und Athletik ist bei deutschen Spielern eine Rarität“, weiß Filippou. Und das kommt nicht von ungefähr. „Ich habe sehr, sehr hart an mir gearbeitet“, erzählt Krume. Viel Freizeit bleibt dem 19-Jährigen, der dieses Jahr sein Fachabitur abgeschlossen hat, nicht. Schließlich muss er bei zwei Teams trainieren und geht zwischendurch noch in den Kraftraum. Sein Tagesablauf, so sagt „Mo“, sieht so aus: schlafen, trainieren, essen, trainieren, schlafen. „Einen besseren Job kann ich mir nicht vorstellen“, grinst Krume, der den Schritt zum Vollprofi unbedingt gehen will.
Anerkennung erhält er jenseits der Hagener Grenzen schon lange. Nach seinem starken Auftritt beim Top4 der Nachwuchs-Bundesliga, wo er mit den Phoenix Juniors im Mai im Halbfinale ausschied, hatte unter anderem Branchenriese Alba Berlin Interesse. Und nach seinen bisher tollen Leistungen bei der BG wurde „Mo“ zusammen mit seinen Freunden Sören Fritze und Niklas Geske – ebenfalls Phoenix-Doppellizenzler – zum Tryout der U20-Nationalmannschaft nach Heidelberg eingeladen. Wie bei Phoenix wird er hart arbeiten, um es in den Kader zu schaffen und Spielzeit zu bekommen. Und um dann vielleicht auf internationaler Bühne seine Flugkünste zu präsentieren. Gas geben halt.
Dominik Brendel