Der Mann ist wichtig, deshalb hat Basketball-Regionalligist BG Hagen zuerst mit seinem Importspieler verlängert: Marcus Ligons soll auch in der neuen Saison Schlüsselspieler sein. Mit Phoenix-Doppellizenzlern kann die BG dagegen nicht planen, nach Sören Fritze wird auch Moritz Krume nicht mehr für die BG spielen.
Dieses Vorgehen, das räumt Fredi Rissmann ein, sei auch für ihn ungewöhnlich. Gemeinhin verpflichtet die BG Hagen zunächst den Stamm an deutschen Spielern, ehe man – je nach Bedarf – die Importposition besetzt. Bei Marcus Ligons macht der Basketball-Regionalligist eine Ausnahme, als erster Akteur unterschrieb der US-Flügelcenter einen Vertrag für die Saison 2014/15. Was den Wert des 29-Jährigen für das Team von BG-Coach Kosta Filippou dokumentiert. „Solch ein Vorbild hat man selten“, sagt Klubchef Rissmann. Dagegen tritt die BG absehbar erstmals ohne Doppellizenzler von Bundesligist Phoenix an, nach Sören Fritze wird auch Moritz Krume nicht mehr für die Eilper spielen.
Für sechs West-Regionalligisten hat Marcus Salathiel Ligons gespielt, auch in Bremen und Luxemburg. Mehr als eine Saison hielt es der Mann aus San Francisco bisher allerdings an keiner Station aus. Das wird sich nun ändern, bei der BG geht Ligons erstmals in seiner Karriere in ein zweites Jahr. „Man hat ja oft ausländische Profis, die vor allem für ihre Statistiken spielen und sich für höhere Ligen empfehlen wollen“, sagt Rissmann, „das ist bei Marcus überhaupt nicht so.“ Ligons, im Filippou-Team immerhin Topscorer (20,9 Punkte im Schnitt) und bester Rebounder (10,5) in Personalunion, sei Teamplayer und mit seinem Einsatz in Training und Spiel Vorbild. „Seine Konstanz ist außergewöhnlich und fernab von seinen starken Stats ist er ein echter Anführer“, sagt der Coach. Und angesichts des Interesses der Konkurrenz, so Rissmann, habe man Ligons früh weiter an die BG binden wollen.
Die finalen Gespräche mit anderen Stammkräften folgen zeitnah. Bei Thorben Paulsen, Theo Ioannidis, Vytautas Nedzinskas, Denis Shirvan, Amadeus Lungwitz und Haris Hujic, so der Klubchef, sehe es gut aus. Dagegen stehen neben Christopher Viardo, der seine Karriere beendet hat, und den nachverpflichteten Thomas Ble und Philip Perre auch die beiden Phoenix-Doppellizenzler Sören Fritze und Moritz Krume künftig nicht mehr zur Verfügung. „Beide haben sich so gut entwickelt, dass sie für Zweitligisten interessant und für uns nicht zu halten sind“, bedauert Rissmann. Aufbauspieler Fritze, dessen Vertrag beim Bundesligisten aufgelöst wurde, werde die Region verlassen, um anderswo höherklassig zu spielen. Aber auch der weiter zum Bundesliga-Kader zählende Krume wolle in die ProB. Aktuell ist der Flügelcenter mit Niklas Geske – Mannschaftskollege im Erstliga-Team und möglicherweise bald bei Aufsteiger und Phoenix-Kooperationspartner Noma Iserlohn – beim Lehrgang des U20-Nationalteams.
So wird die BG, bei der schon aktuelle Erstligaspieler wie Malte Schwarz und Dominik SpohrSpielpraxis sammeln konnten, in der nächsten Saison zu Rissmanns Bedauern („Das widerspricht eigentlich unseren Verträgen“) wohl ohne Doppellizenzler aus dem Phoenix-Bundesligakader antreten. Das sei keinesfalls bewusste Politik, betonte Phoenix-Geschäftsführer Oliver Herkelmann, aber die ProB ziehe für viele junge Spieler mehr: „Und es ist in dieser Saison auch kein Akteur aus unserem NBBL-Team herausgekommen, der für eine Doppellizenz infrage käme.“
Keine junge, sondern eine sehr routinierte Verstärkung für die BG könnte Bernd Kruel sein. Mit dem 37-jährigen Bundesliga-Rekordspieler, der seine Profikarriere bei Phoenix beendet hat, steht ein Gespräch Rissmanns allerdings noch aus. Ohnehin gibt der BG-Chef zu bedenken: „Angesichts seiner Erfahrung und dass er Hagener ist, spricht viel für Kruel, unsere Spielweise der letzten Saison allerdings spricht dagegen.“ Die wiederum wurde maßgeblich auch von Ligons beeinflusst.
Axel Gaiser