Nur in der Jugend spielten Todor und Milen Zahariev zusammen, bei der BG Hagen sind die bulgarischen Zwillinge endlich in einem Team auf dem Feld
Zwei Augenpaare schauen irritiert durch die Arena am Ischeland. Kosta Filippou hat die Zwillinge Milen und Todor Zahariev gerade gebeten, sich nach dem Training der BG Hagen etwas Zeit zu nehmen, um ein paar Fragen zu beantworten. „Ich habe den beiden absichtlich nichts von dem Interview erzählt“, scherzt der Coach des Tabellenführers in der 1. Basketball-Regionalliga, „so hatten sie keine Zeit, sich Quatsch zu überlegen.“
Seit dieser Saison spielen die beiden 24-jährigen Bulgaren für die BG – und schätzen sich glücklich, endlich gemeinsam auf dem Parkett stehen zu dürfen. „Wir spielen Basketball, seit wir acht Jahre alt sind, aber in einem Team haben wir bisher nur zwei Jahre in der Jugend verbracht“, erklärt Todor.
In Bulgarien habe er mit 17 seinen ersten Profi-Vertrag bei BK Burgas unterzeichnet, Milen ging zeitgleich für Akademik Blagoevgrad auf Korbjagd. Erst sieben Jahre später folgte außerhalb des Heimatlandes der erste gemeinsame Vertragsabschluss.
Und gemeinsam, da sind sich beide einig, funktionieren sie besser auf dem Spielfeld. „Wir wissen quasi immer, wo der andere steht, ohne hinzuschauen“, spricht Milen über die magische Verbindung, die Zwillingen häufig nachgesagt wird. Auch für seinen Bruder ist die Sache klar: „Meistens weiß ich sogar, was er als nächstes vor hat.“ Da liegt es nahe, dass beide gern eines Tages auch noch mit dem zwei Jahre älteren Bruder Hristo in einer Mannschaft spielen würden. „Hristo ist bulgarischer Nationalspieler, es ist unser größter Wunsch, irgendwann mit ihm dort aufzulaufen“, schwärmt Todor vom großen Bruder.
Zunächst haben sie aber andere Ziele: „Wir möchten unbedingt mit der BG Hagen die Meisterschaft gewinnen“, gehen die beiden konform. Im Schnitt erzielt Milen Zahariev 10,1 Punkte für seine Farben, Todor liegt mit 9,1 Zählern nur ganz knapp dahinter. Nicht verwunderlich, wiegen beide bis auf wenige Gramm doch gleich viel (81 kg) und sind jeweils 1,90 m groß. Lediglich bei den Positionen unterscheiden sie: Todor lenkt als Spielmacher das BG-Spiel, Milen agiert auf den Positionen zwei und drei.
Nicht nur für ihr Team zeigen die Brüder, dass Ehrgeiz und Disziplin zwei Tugenden sind, die ihnen in die Wiege gelegt wurden: „Wir nehmen jeden Tag vier Stunden Deutschunterricht“, erklärt der zwei Minuten ältere Milen Zahriev, „es ist uns sehr wichtig, die Sprache zu erlernen.“ Und prompt kommt auch auf die auf deutsch gestellte Frage, wie sie ihr Leben in Deutschland gestalten, eine Antwort. „Todor kocht und ich wasche“, gibt Milen grinsend zu, „unser Lieblingsessen ist jedoch die Lasagne unserer Mutter.“
Ganz für sich sind die beiden Bulgaren jedoch selten. Sie seien gut in das BG-Team aufgenommen worden und verbringen ihre Freizeit gerne auch mit anderen Teamkollegen. „Wir waren letztens noch im Zoo in Duisburg, haben uns Düsseldorf und Dorsten angeschaut“, erzählt Todor. Immer wieder blitzt jedoch durch, dass der sportliche Erfolg für die Zwillinge an erster Stelle steht: Für beide hat nach dem Basketballtraining der Besuch im Fitnessstudio Priorität bei der Wochenplanung. Nur in den Weihnachtstagen, die sie in Sofia verbringen, hat die Familie Priorität. Und die Lasagne der Mutter.