Die geplante Vereinsgründung bei Phoenix Hagen wird bei der BG negativ bewertet. Klubchef Fredi Rissmann will die Kooperation beenden.
Nach dem Bundesliga-Aus von Phoenix ist Erstregionalligist BG Hagen in den Fokus der heimischen Basketball-Szene gerückt. Die Eilper ziehen nach ihrem Umzug zum Ischeland vierstellige Besucherzahlen an und sind nach dem 83:75-Sieg im Verfolger-Duell in Münster weiter mitten im Aufstiegsrennen. Über die Chancen auf die ProB und das Verhältnis zu Phoenix sprach die WP mit dem langjährigen BG-Klubchef Fredi Rissmann, dessen Amtszeit als Phoenix-Aufsichtsrat heute endet.
Hallo Herr Rissmann, der BG-Sieg in Münster fand viel Beachtung. Läuft es jetzt auf einen Zweikampf mit Tabellenführer EN Baskets Schwelm um den Regionalliga-Titel hinaus?
Fredi Rissmann: Nein, die letzten Ergebnisse haben gezeigt, dass da auch noch andere mitmischen können. Wenn Münster etwa gegen Ibbenbüren daheim verliert, wieso sollte das nicht auch uns oder Schwelm passieren. Aber es war natürlich für uns ganz wichtig mit Blick auf die Zuschauer, dass wir durch den Sieg vorn dabei bleiben.
Schwelm hat in der Saison mehrfach Spieler gewechselt. Ist eine Verstärkung angesichts der Aufstiegschance für die BG keine Option?
Obwohl ich von nicht wenigen bedrängt worden bin, die Mannschaft zu verstärken, haben wir das nicht gemacht – und das bleibt auch so. Ein Zugang bringt ja manchmal auch Unruhe in ein funktionierendes Team. Und grundsätzlich wollen wir nicht mehr Geld ausgeben, als wir haben, unser Etat ist knapp kalkuliert.
Die Sponsoren, die bei Phoenix engagiert waren und keine Gegenleistung erhalten haben und deshalb ebenso wie die Fans zu Recht sehr verärgert sind, halten sich zurück. Mehr Zuschauer haben wir jetzt natürlich, aber durch den Umzug und die Doppellizenzler, die wir jetzt allein finanzieren müssen, auch mehr Kosten. Der Schritt zum Ischeland war trotzdem richtig, die Zuschauer haben das ja sehr gut angenommen.
Eine gute Aufstiegschance besitzt die BG nach dem Sieg in Münster weiter, zumal man Spitzenreiter Schwelm am 17. Februar in Hagen erwartet. Werden Sie eine Lizenz für die 2. Bundesliga ProB beantragen?
Wir gehen davon aus, dass Phoenix in der ProA starten will. Unabhängig davon werden wir die Unterlagen vorbereiten und die Vorarbeiten erledigen, um eine Lizenz für die ProB zu beantragen. Nicht nur für den Fall, dass wir Erster werden. Vielleicht gibt es ja auch die Möglichkeit als Zweiter nachzurücken. Oder Phoenix erhält die Lizenz in der ProA nicht, da sind ja noch viele Fragen offen.
Apropos Phoenix, dort gehören Sie dem Aufsichtsrat ja noch an. Was bedeutet die geplante Vereinsgründung dort für die BG?
Ich habe mich in der letzten Woche mit Phoenix-Geschäftsführer Patrick Seidel getroffen. Der Phoenix-Aufsichtsrat war ja in die Gespräche nicht eingebunden, ist vom Insolvenzberater schon vorher aus den Entscheidungsprozessen herausgehalten worden.
Ganz klar, ich finde die Vereinsgründung nicht gut, die Gemeinnützigkeit der Jugend und der Cheerleader hat es schon in der gGmbH gegeben. Bei der Phoenix-Gründung 2004 wollten wir ein Dach für alle Hagener Basketballvereine sein – und keine Konkurrenz zu ihnen. Das wird jetzt anders, wenn plötzlich etwa eine zweite Mannschaft bei Phoenix angedacht ist. Und ich bin skeptisch, ob das klappt, was man sich dort vornimmt.
Wird dies Konsequenzen für die Kooperation mit der Phoenix-Keimzelle BG haben?
Ja. Da Phoenix die Kooperation mit Schalke, Schwelm und Iserlohn nicht beenden will, obwohl der eine oder andere aus meiner Sicht kurzfristig zum ProA-Konkurrenten werden kann, macht das für uns keinen Sinn mehr. In diesem Gebilde sehe ich für uns keinen Platz. Ich werde bei uns im Verein befürworten, die Kooperation zu beenden.
Wir wollen in Hagen nicht mehr das Anhängsel spielen, sondern eine eigenständige Marke entwickeln. Da kann ich mir auch vorstellen, mit der ersten Mannschaft weiter am Ischeland zu spielen.
Darüberhinaus werden wir demnächst selbst ein Team in der Jugend-Bundesliga anbieten. Als der TSV 1860 ebenfalls in der JBBL spielte, fand man das bei Phoenix ja gut. Auch jetzt gibt es genügend Talente in Hagen, das ist nicht schädlich für den Standort.
[notice noticeType=“info“ ]Rissmann ist letzter verbliebener Gründungs-Aufsichtsrat[/notice]
[notice noticeType=“info“ ]BG-Klubchef Fredi Rissmann ist der einzige Akteur aus dem Gründungs-Aufsichtsrat von Phoenix Hagen, der bis zum Bundesliga-Aus im Führungsgremium geblieben ist. Vor 13 Jahren gehörten Axel Funke, Thomas Haensel, Gründungs-Initiator Rissmann, Geschäftsführer Thomas Aumer, Reiner Deussen und Lutz Gerhards der Phoenix-Führung an. [/notice]