Basketball-Meister und Pionier: Heinz-Werner Schmunz ist verstorben

Einer der Helden von 1974, aber vor allem der Vater des Unified-Spirits in Hagen: Völlig unerwartet ist Heinz-Werner Schmunz (68) verstorben.

Er gehörte nicht nur zu den Spielern, die 1974 sensationell aus Heidelberg als Deutscher Basketballmeister nach Hagen zurückkehrten und von jubelnden Menschenmengen auf ihrem Triumphzug durch die Hagener Innenstadt begleitet wurden. Heinz-Werner Schmunz schuf nach seiner aktiven Basketballkarriere auch etwas, das in Hagen bis heute einzigartig ist und für das er die Wertschätzung und die Dankbarkeit vieler Basketballsportler genießt: das Team Unfied, in dem behinderte und nicht-behinderte Spieler gemeinsam im normalen Ligabetrieb an den Start gehen und das weltweit und bei Olympischen Spielen den Namen der Stadt Hagen bekannt gemacht hat. Im Alter von nur 68 Jahren ist Heinz-Werner Schmunz am Donnerstag unerwartet verstorben.

Foto: Michael Kleinrensing / WP Michael Kleinrensing

Das legendäre Endspiel von 1974 in Heidelberg

Natürlich, auch der Name von Heinz-Werner Schmunz wird für immer mit jenem 6. April 1974 in Verbindung gebracht werden, an dem der SSV Hagen im Heidelberger Bundesleistungszentrum gegen den USC Heidelberg Deutscher Meister wurde. 1000 Hagener waren mitgereist, Hagens US-Amerikaner Jimmy Wilkins führte das Team und nach der Schlusssirene brach grenzenloser Jubel aus. Nie wieder hat ein Hagener Herren- oder Damenteam geschafft, was Schmunz und seine Teamkollegen schafften. Die ganze Nacht feierten in Heidelberg SSV-Fans die Sensation. In Hagen am Hauptbahnhof wartete eine Menschenmenge, die die Meisterhelden bis zum Rathaus begleitete.


Die Spieler erhielten Blumensträuße und stiegen um in bereitstehende, offene Cabrios. Diese führten einen Zug von weiteren Pkw, dem Reisebus, unzähligen zu Fuß gehenden Anhängern und dem Fanfarenchor von Blau-Weiß Haspe für eine Siegesparade über die Bahnhofstraße, am Volkspark vorbei und entlang der Körnerstraße. Schmunz war einer jener Helden und ist neben Dieter Schaumann, Jimmy Wilkins und Pinky Smith die vierte Legende jener Zeit, die nun verstorben ist. „Und Heinz Werner ist ja noch einer der jüngeren Jahrgänge dieser Mannschaft gewesen“, sagt Meisterspieler Peter Krüsmann.

Der Grundstein für die große Basketball-Euphorie in Hagen

Szene vom Meister-Autocorso durch die Hagener Innenstadt: Im Cabrio (von links) Jimmy Wilkins, Jörg Trapp und Rainer Kaminski. 
Foto: Archiv WP

Es war eine Zeit, in der sich bis zu 3000 Zuschauer in die noch lange nicht ausgebaute Ischelandhalle zwängten. Wilkins und Co. – und damit auch Schmunz– hatten den Grundstein für die bis heute anhaltende Basketball-Euphorie in Hagen gelegt. Pollex, Martinek, Krüsmann, Dahlbüdding und auch Schmunz – das sind Namen, die immer mit dieser Zeit verbunden bleiben. Es folgten viele weiter Jahre des Erstliga-Basketballs, Europapokal-Teilnahmen, hochdramatische Spiele am Ischeland.

Schwere Knieverletzung beendet die sportliche Karriere

Mit Mitte 30 wechselte Schmunz in die zweite Mannschaft, verletzte sich aber so schwer am Knie, dass aktives Basketballspielen fortan nicht mehr möglich war. Vielleicht aber hat Schmunz anschließend ein noch viel größeres Herz eines Champions bewiesen, als sich der im wahren Leben als Förderschullehrer tätige Hagener nach seiner aktiven Zeit das Ziel setzte, behinderten Kindern und Jugendlichen die Chance zu geben, Basketball zu spielen. Den Sport zu machen, der bis zu seinem Tod am Donnerstag das gesamte Leben von Heinz-Werner Schmunz bestimmt hat.

Die Gründung des Teams Unified in Hagen

Als Schmunz mit einigen Spielern, die er teilweise aus der Schulzeit an der Gustav-Heinemann-Schule kannte, vor elf Jahren das Hagener „Team Unified“ bei 1860 Hagen gründete, schuf er eine Gruppe, in der behinderte Sportler ihren Basketballtraum leben dürfen und die nichtbehinderten „Partner“ es als Privileg empfinden, mit diesen Spielern ein Team bilden zu können. An kaum einer Stelle im Hagener Sport wird Integration, das gelebte und ungezwungene Neben- und Miteinander von behinderten und nicht-behinderten Sportlern, so spielerisch leicht umgesetzt wie in diesem Team.

Special Olympics führen Schmunz und das Team um die ganze Welt

Im Rahmen der Special Olympics reiste diese Mannschaft aus Hagen heraus um die ganze Welt und nahm an Weltspielen teil. Einen der sensationellsten Erfolge erzielte es im Jahr 2019, als gemeinsam mit Spielern aus Essen in Abu Dhabi völlig ungeahnt das olympische Finale gegen Spanien erreicht und nur knapp verloren wurde. Schmunz und sein Team kehrten als Silbermedaillengewinner zurück nach Hagen. Wer dabei gewesen ist, wird sich an den Moment erinnern, als Schmunz die Mannschaft in Trainingsanzügen mit dem Bundesadler drauf in der Viertelpause eines Heimspiels von Phoenix Hagen gegen Tübingen auf das Parkett führte, wo die Mannschaft gewürdigt wurde. Die gesamte Pause hindurch klatschten über 2000 Zuschauer nichtaufhörend Applaus. In der Hagener Stadtgesellschaft war das Wirken der Schmunz-Truppe längst da angekommen, wo es hingehört – auf die große Bühne. Und noch einmal erlebte Schmunz diesen Moment, trotz eines zweiten Platzes, als Champion nach Hagen zurückzukehren. Seine Schützlinge, die einst auch seine Schüler waren, werden diese Momente in ihrem Leben vermutlich nie wieder vergessen.

Bis zuletzt als Koordinator bei Special Olympics Deutschland tätig

Schmunz hinterlässt seine Ehefrau Anne und ein riesiges Loch in der Führung und Entwicklung des Unified-Teams in Hagen. Heinz-Werner Schmunz kam erstmals im Jahr 2001 mit Special Olympics in Kontakt, als er als Lehrer der Gustav-Heinemann-Schule Hagen mit seinen Schülern auf einer Klassenfahrt in Zwiesel im Bayerischen Wald unterwegs war. „Zeitgleich fanden dort die Nationalen Winterspiele von Special Olympics Deutschland statt. Als Zuschauer der Wettbewerbe ließen sich Heinz-Werner Schmunz und seine Schüler das Konzept von Special Olympics ausführlich erklären, das ihn von Beginn an begeistern konnte. Kurze Zeit später ist die Schule Mitglied bei Special Olympics Deutschland geworden.

Eines der jüngsten Bilder der alten Meister von 1974: (von links) Josef Martinek, Jörg Trapp, Peter Krüsmann, Armin Eickmann, Jürgen Kolze, Heinz Werner Schmunz, Joachim Pollex (Jochen Pollex), Rainer Kaminski, Günter Pollex und Alfons Moranz 
Foto: Michael Kleinrensing

Seit 2002 nimmt die Gustav-Heinemann-Schule regelmäßig an Special Olympics Veranstaltungen auf regionaler und nationaler Ebene teil, zunächst in der Leichtathletik und seit 2006 im Basketball, zu dem Heinz-Werner Schmunz als ehemaliger Profi des SSV Hagen einen besonderen Bezug hat“, heißt es auf der Homepage von Special Olympics Deutschland. Seit 2006 unterstützte Heinz-Werner Schmunz den Nationalen Koordinator der Sportart Basketball bei Michael Newton, bei der Organisation der Basketballwettbewerbe bei Nationalen Spielen. Er war regionaler Basketballkoordinator bei Special Olympics NRW und als Mitglied der nationalen AG Basketball auch an der Weiterentwicklung des Basketballs bei Special Olympics beteiligt.

Die Hagener Basketballszene verliert mit Heinz-Werner Schmunz eine treibende Kraft und viele behinderte Kinder, Jugendliche und heute Erwachsene einen Mentor und einen Unterstützer, der ihnen das Gefühl gegeben hat, das ihre Behinderung kein Hindernis ist. Offiziell ist es noch nicht. Dennoch gibt es innerhalb des Unified-Teams erste Überlegungen, im Namen und im Geiste der Idee von heinz-Werner Schmunz weiterzuspielen.

Quelle: https://www.wp.de/staedte/hagen/basketball-meister-und-pionier-heinz-werner-schmunz-ist-tot-id231292022.html (Mike Fiebig)