„Ich bin total kaputt, aber ich bin glücklich !“
Vid Zarkovic , der als hauptamtlicher Jugendtrainer von BG Hagen in den viereinhalb Jahren seines Wirkens eine grandiose Erfolgsstory geschrieben hat (wir berichteten), lässt uns Einblick nehmen in ein Individual-Training . „Unser“ Didi hat seine Eindrücke vom Training dokumentiert.
„Zehn“, flüstert Vid nach herzlicher Begrüßung und Smalltalk den beiden ambitionierten Leistungssportlern zu : einem mittelgroßen 16-Jährigen und seinem 10-jährigen (noch) kleinen Juniorpartner. „Zehn“ : Gemeint sind 10 Pushups mit und 10 Pushups ohne Basketball. Es wird ernst . Das Training beginnt- wer kann einer solch freundlichen Anweisung schon widerstehen ? Anschließend schießen sich die beiden Jungs warm : Dreier auf Dreier, der eine wirft, der andere rebounded ihm – und das Ganze im Wechsel. 10 Treffer müssen es sein, für jeden. Die beiden arbeiten gut und schnell miteinander, ermuntern sich. Knapp 6 Minuten brauchen sie heute – zusammen. Jetzt wartet der Parcours auf die Zwei, „dieser Weg wird kein leichter sein“ : ein Hütchen-Labyrinth mit 4 Kästen. Vid erklärt die Bewegungsaufgabe im Detail, macht aber nicht vor. Er stellt Anforderungen an „seine“ Jungs, geistige wie sportliche. Ein Teil des Labyrinths soll durchquert werden, mit wechselnden Dribblings – seitwärts, rückwärts, geradeaus – mit Sprints, Korblegern, einem verbauten Rückweg, mit Anspiel und Rückspiel und Schüssen aus der Ferne. Alles verstanden ? Alles behalten ? Vid fordert hochkonzentriertes Arbeiten von seinen Kandidaten. Die durchlaufen den Parcours mental . Rückfragen ? Wo „in and out“, wo „hesitation/Verzögerung“, wo „Finte“ ? Dann geht’s los. Der Ältere beginnt, der Jüngere folgt nach ca. 60 Sekunden.
Der Parcours – komplex und hoch anspruchsvoll – enthält all die Übungselemente, die der ambitionierte Leistungssportler – gleich welchen Alters – beherrschen muss. Zu allererst sind das Ball-Handling und Beinarbeit. Beides – in vielen Varianten geübt und aufeinander abgestimmt – bildet die Grundlage für eine gute Koordination und Bewegungsrhythmik. Und diese Bewegungsrhythmik ist es, die die beiden Teilnehmer durch den Parcours trägt und dann – nach Korbleger und Rückweg im Fast-Break-Tempo – zum Ziel führt : zum Shooting vor die Dreierlinie. Jetzt – nach ca. 35 Sekunden – beginnt „hard work“ (O-Ton Vid) : Der Teilnehmer passt zum Coach, hetzt vor der Linie zu zwei Wendemarken und erhält das präzise Zuspiel – Catch and Shoot – und das drei Mal nacheinander. Shooting unter Höchstbelastung ! Danach Pause. Puls herunterfahren, der Partner ist ja unterwegs.
Es ist das Gespür für die Belastungsverträglichkeit, für das Verhältnis von hard work und cool down, das der Coach besitzt. Die Teilnehmer an ihre Leistungsgrenze zu führen, ein wenig darüber hinaus und sie anschließend zu belohnen mit Aufmunterung, mit Pause oder beidem. Allerdings mit aktiver Pause. Während der Jüngere Trinkpause macht, beginnt der Ältere mit Freiwürfen : Drei nacheinander müssen sitzen, sonst geht es von vorne los. Die Zusammenstellung des Trainingsgespanns ist mit Bedacht gewählt. Der Jüngere sieht den Älteren als Vorbild, dem er nacheifert. Der Ältere will gegenüber dem Jüngeren keine Schwäche zeigen.
25 Minuten hard work später : Die kleine Halle hat sich mit U14-Spielern gefüllt, die die Probanden mucksmäuschenstill und fast andächtig beobachten. Vid baut noch einige Extras zur Steigerung der Intensität ein. Die Kandidaten werden in einer Dribbelsequenz vor dem Shooting massiv gestört : Press them, pull them ! Die Kandidaten können nur mit Mühe ein Dribbling in geöffneten Kästen absolvieren, bevor sie zur Shooting-Position gelangen – und fast immer treffen. – „Wenn ich hier unter Druck treffe, gelingt mir das auch im Spiel“ sagt der 16-Jährige. Applaus , Ermunterung kommt von den U14-Spielern. Shooting unter Stressbedingungen. Höchstbelastung. „Dieser Weg wird kein leichter sein“ , aber er lohnt sich für den, der durchhält. Vid setzt bei den Jungs einen inneren Prozess in Gang, den sie weiter entwickeln, solange sie ihre Motivation, ihr Antrieb nicht ruhen lässt. Die Inspiration dazu liefert der Coach, ein Feuer, das sich ständig nährt und (hoffentlich !) nie verzehrt. Gut sein wollen, ihren Job im Team erfüllen und bereit sein, dafür hard work zu leisten.
Am Ende der 45-minütigenTrainingseinheit sind der Jüngere und der Ältere geschafft. „Ich bin total kaputt“, sagt der Ältere, „aber ich bin glücklich !“ Der Coach klatscht ab, umarmt sie. Zu den Anwesenden gewendet sagt er – und darin schwingt sein Respekt für das Trainingsgespann mit : „You need character !“
didi